Circolo Cento Fiori | Filmreihe Ferzan Özpetek
Filmreihe Ferzan Özpetek
Flyer Ferzan Özpetek (pdf)
Programmübersicht Filmmuseum (pdf)
Dienstag | 08.11.2022 | 19.00 Uhr
LA FINESTRA DI FRONTE (Das Fenster gegenüber)
Italien 2003 | R: Ferzan Özpetek
B: Gianni Romoli, Ferzan Özpetek | K: Gianfilippo Corticelli | M: Andrea Guerra |
D: Giovanna Mezzogiorno, Filippo Nigro, Raul Bova, MassimoGirotti, Maria Grazia Bon
106 Min. | OmU
Einführung: Ilaria Furno
Mittwoch | 09.11.2022 | 19.00 Uhr
UN GIORNO PERFETTO (Ein perfekter Tag)
Italien 2008 | R: Ferzan Özpetek
B: Melania Gaia Mazzucco, Ferzan Özpetek, Sandro Petraglia, nach dem Roman von Melania Gaia Mazzucco
K: Fabio Zamarion | M: Andrea Guerra
D: Isabella Ferrari, Valerio Mastandrea, Stefania Sandrelli
95 Min. | OmeU
Dienstag | 15.11.2022 | 19.00 Uhr
MINE VAGANTI (Männer al dente)
Italien 2010 | R: Ferzan Özpetek
B: Ferzan Özpetek, Ivan Cotroneo | K: Maurizio Calvesi | M: Pasquale Catalano |
D: Riccardo Scamarcio, Nicole Grimaudo, Alessandro Preziosi
110 Min. | OmU
Mittwoch | 16.11.2022 | 19.00 Uhr
MAGNIFICA PRESENZA (Magnificent Presence)
Italien 2012 | R: Ferzan Özpetek
B: Ferzan Özpetek, Federica Pontremoli | K: Maurizio Calvesi | M: Pasquale Catalano
D: Elio Germano, Paola Minaccioni, Beppe Fiorello, Margherita Buy
105 Min. | OmeU |
Dienstag | 22.11.2022 | 19.00 Uhr
NAPOLI VELATA (Das Geheimnis von Neapel)
Italien 2017 | R: Ferzan Özpetek
B: Ferzan Özpetek, Valia Santella, Gianni Romoli | K: Gianfilippo Corticelli | M: Pasquale Catalano
D: Giovanna Mezzogiorno, Alessandro Borghi, Anna Bonaiuto
113 Min. | OmeU
Mittwoch | 23.11.2022 | 19.00 Uhr
LA DEA FORTUNA (Die Gottin Fortuna)
Italien 2019 | R: Ferzan Özpetek
B: Ferzan Özpetek, Gianni Romoli, Silvia Ranfagni | K: Gianfilippo Corticelli | M: Pasquale Catalano
D: Stefano Accorsi, Edoardo Leo, Jasmine Trinca
118 Min. | OmeU
Flyer Ferzan Özpetek (pdf)
Programmübersicht Filmmuseum (pdf)
Spielort und Tickets
Filmmuseum München
St.-Jakobs-Platz 1
80331 München
Kinokasse Tel: 089-233-24150
S/U-Bahn Station Marienplatz
U-Bahn Station Sendlinger Tor
Bus 52/62 Haltestelle St.-Jakobs-Platz
Eintritt 7,00 € | ermäßigt 5,00 €
Die Kasse im Filmmuseum öffnet jeweils 60 Minuten vor und schließt 30 Minuten nach Beginn der Vorstellung.
Es gibt jeweils ein Kartenkontingent für den freien Verkauf an der Abendkasse.
»Ferzan« ist auf Türkisch das Wort für das erste und das letzte Licht des Tages. Dieses Licht brachte Özpetek (geb. 1959) aus seiner Heimat mit, als er 1978 nach Rom kam. »Das Licht«, sagt er, »hilft uns, die Augen offen zu halten, bis zum letzten Atem«. Er hat sich mit dem Land Italien, mit der Stadt Rom und mit dem gelben Haus in der Peripherie, in dem er wohnt und oft dreht, so sehr identifiziert, dass er schließlich die italienische Staatsangehörigkeit annahm.
Seit seiner Kindheit war das Kino sein Hauptinteresse. In Rom studierte er Dramaturgie und Kinematografie, als Theaterregisseur inszenierte er drei Opern. Zwischen 1997 und 2022 drehte er 13 Filme, davon nur drei in der Türkei. »Mit meinen Filmen vertrete ich Italien in der Welt«, sagte er einmal.
Fast alle seine Filme sind preisgekrönt oder waren zumindest nominiert, viele wurden bei den Filmfestivals in Cannes, Venedig oder Berlin gezeigt, dennoch ist sein Name außerhalb Italiens nicht sehr bekannt. Seine Filme sind in Italien sehr populär, denn er schildert in ihnen einen Alltag, der die Unsicherheit und Unruhe Italiens widerspiegelt. In den Medien erfährt man darüber nichts, das Fernsehen schaut weg. Durch die Filme Özpeteks werden die Zuschauer sensibilisiert, sie werden mehr sehen, viel mehr verstehen und vorsichtiger urteilen und vorverurteilen. Das, was sie gesehen haben, könnte auch ihr Leben sein, ihre ungeahnten Emotionen, ihre Probleme. Vorsicht und Mitgefühl sind geboten. Die große Kraft von Ferzan Özpeteks Filmen ist seine Menschlichkeit. Seine Themen: Liebe, Freundschaft, Trennung, Schmerz, Tod, Hoffnung, Empathie, und das im Rahmen von erweiterten Familien oder Gruppen von Freunden, in einer multi-ethnischen Welt, in einem Wechselspiel von Handlungen und Reaktionen, von Gesprächen, oft um einen gedeckten Tisch oder beim Kochen in der Küche. Das Essen hat bei ihm sowohl einen ästhetischen als auch einen erzählerischen Wert.
Liebe in jedem Sinne, auch gleichgeschlechtliche, ist ein wiederkehrendes Thema im Werk von Ferzan Özpetek, und das bereits zu einer Zeit, als Homosexualität kaum öffentlich diskutiert wurde und Ausdrücke wie Coming Out weitgehend unbekannt waren. In diesem Sinne haben Özpeteks Filme fast schon prophetische Züge. 2007 sagte er in einem Interview: »Die Gesellschaft bietet uns keine festen Anhaltspunkte. Wir alle sind eingeschlafen und gleichzeitig quält uns alles, was um uns rasend schnell geschieht. Alles scheint zum Zynismus zu führen. Persönlich versuche ich dem Zynismus und der Gleichgültigkeit entgegenzuwirken, indem ich auf die Suche von – wenn auch kleinen – Emotionen gehe.« Und weiter: »Ich mag keine Enttäuschungen; lieber glaube ich, dass uns auf unserer Reise immer das Schicksal oder eine Fata Morgana begleitet, etwas Unergründliches und Übernatürliches«.
Zu der glücklichen Wahl des Sujets und des oft mitreißenden Sounds kommen die geschickte Kameraarbeit und die Arbeit mit zum Teil sehr berühmten Schauspielerinnen und Schauspielern wie Giovanna Mezzogiorno, Stefania Sandrelli und Elio Germano, denen sich der Regisseur seit langem verbunden fühlt. Für die Reihe im Filmmuseum hat Cento Fiori Cinema sechs Filme aus dem Werk von Ferzan Özpetek ausgewählt – die beste Gelegenheit, ihn und seine Welt kennenzulernen.
Filmauswahl
LA FINESTRA DI FRONTE (Das Fenster gegenüber)
Italien 2003 | R: Ferzan Özpetek
Ein junges Paar ist der Eheroutine überdrüssig, sie bietet mehr Verpflichtungen als Freude und Befriedigung. Filippo hangelt sich von einem prekären Job zum nächsten. Giovanna, als vielbeschäftigte Mutter, arbeitet als Buchhalterin und entspannt sich nur, wenn sie für eine Kneipe Kuchen bäckt. Durch gegenüberliegende Fenster blickend, beginnen Giovanna und ihr Nachbar Lorenzo miteinander Kontakt aufzunehmen. Über die Straße hinweg entsteht eine imaginierte Intimität zwischen ihnen. Giovannas und Filippos eingefahrenes Familienleben wird erst erschüttert, als ein verwirrter alter Mann in ihr Leben tritt: ein Jude und Homosexueller, der 1943 einer Razzia entkam und ein tiefes Geheimnis verbirgt. In einem Geflecht von Rückblenden fügt der Film hochemotionale Erzählstränge zu einer Liebesgeschichte zwischen Vergangenheit und Gegenwart. In Italien war der vierte Film von Ferzan Özpetek sehr erfolgreich und gewann vier David-di-Donatello- Filmpreise.
UN GIORNO PERFETTO (Ein perfekter Tag)
Italien 2008 | R: Ferzan Özpetek
Auch bei dieser Romanadaption behält Ferzan Özpetek Elemente bei, die seine Werke nach eigenen Drehbüchern bislang gekennzeichnet haben. Er zeigt einen Querschnitt der römischen Mehrheitsgesellschaft, deren dramatische Schicksale sich scheinbar zufällig mit vielen anderen kreuzen. Im Zentrum stehen Emma und Antonio, die seit einiger Zeit getrennt leben. Antonio, der die Trennung von seiner Frau Emma und den beiden Kindern nicht akzeptieren kann, versucht alles, um sie zurückzugewinnen. Doch seine obsessive und aggressive Art nimmt immer bedrohlichere Züge an. Die Tragödie scheint sich bereits in den Nahaufnahmen anzukündigen. Die kleinste Geste, ein einziges Wort, hofft man, würde ausreichen, um den Gang des Schicksals aufzuhalten.
MINE VAGANTI (Männer al dente)
Italien 2010 | R: Ferzan Özpetek
Eine brillante Komödie, in der es dem Regisseur gelingt, wieder einmal die unausweichlichen und unvorhergesehenen Konflikte innerhalb menschlicher Beziehungen ans Licht zu bringen. Und das trotz der vielen Versuche, durch Geheimniskrämerei das Gesicht einer gutbürgerlichen Familie zu wahren. Der konservative erfolgreiche Unternehmer einer Pasta-Fabrik in Apulien, Vincenzo, Vater von Tommaso und Antonio, hat die Zukunft seiner Söhne bereits geplant. Tommaso, der in Rom Betriebswirtschaft studieren soll, um das Unternehmen weiterzuführen, interessiert sich jedoch nur für Literatur und möchte Schriftsteller werden. Sein älterer Bruder Antonio, der bereits im Familienunternehmen mitarbeitet, kämpft damit, der Familie seine Homosexualität zu beichten. Als er sich endlich überwindet, erleidet sein Vater einen Herzinfarkt. Das wiederum hält Tommaso davon ab, sich ebenfalls zu outen. Trotz der eigentlich tragischen, verfahrenen Situation gelingt es den Darstellern, die Geschichte mit zahlreichen humorvollen Szenen aufzulockern. Die sogenannte ehrbare Gesellschaft zeigt sich voller Widersprüche, in der sich die älteste Generation, vertreten durch die Großmutter, als die offenste und modernste erweist.
MAGNIFICA PRESENZA (Magnificent Presence)
Italien 2012 | R: Ferzan Özpetek
Der angehende Schauspieler Pietro ist gerade erst in eine wunderschöne, aber äußerst baufällige Wohnung in Rom gezogen. Bald bemerkt er, dass sich Gegenstände im Raum bewegt haben und hört komische Geräusche aus den leeren Zimmern. MAGNIFICA PRESENZA ist ein verspielter Film, in dem Gefühle die wahren Protagonisten sind. Eine surreale Geschichte, in der Realität und Fantasie nebeneinander bestehen. Pietros Suche nach (gefühlsmäßiger) Autonomie gestaltet sich schwieriger als erwartet. Das Haus ist bereits bewohnt, und zwar nicht von irgendwelchen Mietern, sondern von mysteriösen Wesen, die einer anderen Zeit angehören. So bemerkt Pietro verängstigt und ungläubig, dass er eine Realität wahrnimmt, die andere nicht sehen, und entfernt sich immer weiter vom Klischee der Normalität, das alle anzustreben scheinen. Eine groteske Geschichte über Einsamkeit, Liebe, Freundschaft, Leiden und dem Leben in seiner Gesamtheit.
NAPOLI VELATA (Das Geheimnis von Neapel)
Italien 2017 | R: Ferzan Özpetek
Neapel, die Stadt der Musik, der Farben und der Freude, hat auch ein anderes »Gesicht«. Ein junger Mann wird tot aufgefunden. Adriana, seine Affäre der vergangenen Nacht und Gerichtsmedizinerin, will wissen, wer der Mörder ist und die Wahrheit herausfinden. Aber alles, was sie umgibt, Orte, Menschen, scheinen ein Geheimnis zu bewahren. NAPOLI VELATA ist eine Mischung aus Bedeutungen und Interpretationen, welche die emotionale Ebene einbeziehen und die rationale verwirren. Es gibt keine Antworten, alles bleibt ungelöst. Ein ewiges Spiel um Leben und Tod, das Existenzen in der Schwebe hält und über das man in Neapel scherzt, um es ein wenig zu verharmlosen. Ein Aufeinanderprallen von Rationalität und Aberglauben. Liebe und Tod. Augen, die nicht sehen können, Augen, die nicht sehen wollen. Verschleierte Augen.
LA DEA FORTUNA (Die Gottin Fortuna)
Italien 2019 | R: Ferzan Özpetek
Der jüngste Film des Regisseurs. Seine Themen: die Heimat und die Familie, die mit starker und unauflöslicher Zuneigung verbunden sind, welche die Zeit überdauern. Es handelt sich um vielfältige, oft unerklärliche Verflechtungen innerhalb einer Familie, die unerwartete Auswirkungen auf die Gegenwart und insbesondere die Zukunft haben können. Schicksalsschläge, die alles durcheinander wirbeln können, so wie bei Arturo und Alessandro. Sie sind seit 15 Jahren zusammen und ihre Beziehung scheint am Ende zu sein. Die Leidenschaft ist verblasst, die Liebe hat sich verändert und beide gehen zunehmend eigene Wege. Als plötzlich eine Freundin aus vergangenen Tagen auftaucht, die ihnen ihre beiden Kinder für ein paar Tage anvertraut, stört dies das ohnehin schon prekäre Gleichgewicht des Paares. Als alle Bemühungen, die Situation zu lösen und die Beziehung zu retten, scheitern, taucht von unerwarteter mystischer Seite Hilfe auf.
KONTAKT / VERANSTALTER
Circolo Cento Fiori e.V. | Cento Fiori Cinema
Emanuela Perna
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